Je nach Ausprägung kann ein Bandscheibenvorfall sehr schmerzhaft sein und einen im Alltag massiv einschränken oder fast vollständig lahmlegen. Während bei „einfachen“ Rückenschmerzen die klassischen Schmerzmittel Ibuprofen 400 mg oder Paracetamol 500 mg, beide rezeptfrei in der Apotheke erhältlich, etwas Linderung verschaffen, braucht man bei einem Bandscheibenvorfall in der Regel stärkere Medikamente, um halbwegs gut durch den Tag zu kommen. Welche Schmerzmittel bei einem Bandscheibenvorfall helfen, erfährst du in diesem Artikel.
Schmerzmittel bei Bandscheibenvorfall: Tilidin 50 mg
Mein absoluter Retter in der Not ist Tilidin in der Dosierung 1-0-1, also eine morgens, eine abends. Tilidin ist ein synthetisches Opioid, das bei starken und sehr starken Schmerzen eingesetzt wird. Das Präparat gibt es in Tablettenform (50 mg/100 mg) und als Tropfen oder Lösung – und nur auf Rezept. Absolut nachvollziehbar, wenn man weiß, wie es wirkt.
Tilidin hemmt die Schmerzwahrnehmung, hat aber zugegebenermaßen noch diverse andere (Neben-)Wirkungen auf den Körper, vor allem auf die Psyche. Bei mir löst schon die „kleine Dosis“ (50 mg) regelrechte „Kreativitäts-Flashs“ aus, das heißt, etwa eine Stunde nach der Einnahme explodiere ich plötzlich vor Energie und habe wahnsinnig viele Ideen. Das sind Momente, in denen ich es nicht schaffe, einfach still zu liegen, sondern: Ich muss. Etwas. Tun. Jetzt! Sei es ein Konzept, an dem ich tüftele, ein Text, den ich schreibe … Hauptsache etwas, wo ich diese gesteigerte Kreativität ausleben kann. Zu den Tilidin Nebenwirkungen habe ich einen separaten Artikel verfasst.
Teilweise macht der Wirkstoff aber auch müde oder benommen, deshalb sollte man unter dem Einfluss von Tilidin unbedingt aufs Autofahren verzichten. Genauso gilt: Finger weg von Alkohol! Die beiden vertragen sich überhaupt nicht. Wenn du mehr über dieses Schmerzmittel erfahren möchtest, findest du allgemeine Informationen zu Tilidin bei Wikipedia.
Tilidin hilft nicht? Was du tun kannst, habe ich dir in einem weiterführenden Artikel beschrieben.
Darf ich Tilidin mit anderen Schmerzmitteln kombinieren?
Nach Rücksprache mit dem Arzt kann Tilidin auch mit einem Schmerzmittel, das nicht der Gruppe der Opioide zuzuordnen ist, kombiniert werden. Dazu zählen beispielsweise Ibuprofen und Paracetamol.
Schmerzmittel bei Bandscheibenvorfall: Ibuprofen 600 mg
Ich habe mit Ibuprofen 600 mg Filmtabletten in Kombination mit Tilidin 50 mg gute Erfahrungen gemacht. Das entzündungshemmende und schmerzstillende Medikament ist ebenfalls verschreibungspflichtig, ruft aber nicht die psychischen Reaktionen wie Tilidin hervor. Eine Tablette mittags reicht bei mir völlig aus.
Wichtig bei Ibuprofen: Nicht auf nüchternen Magen einnehmen! Entweder nach dem Essen oder bei einem empfindlichen Magen am besten gleich zusammen mit der Mahlzeit. Das macht es dem Körper leichter.
Muskelentspannung bei Bandscheibenvorfall: Methocarbamol 750 mg
Was ich persönlich auch sehr hilfreich finde, ist ein Medikament aus der Gruppe der sogenannten Muskelrelaxanzien – oder kurz: ein „Muskelentspanner“ – für die Nacht. In der Vergangenheit hatte ich ein Mittel namens Ortoton, jetzt habe ich Methocarbamol verschrieben bekommen. Es wird angewendet „zur symptomatischen Behandlung schmerzhafter Muskelverspannungen“, insbesondere im unteren Rückenbereich, also ideal bei einem Bandscheibenvorfall. Interessanterweise bescheinigt die Stiftung Warentest Methocarbamol in ihrem Test keine besondere Wirksamkeit: „Es fehlen hinreichende Belege für die Wirksamkeit von Methocarbamol bei akuten Muskelverspannungen. Bisher vorliegende Studien, die sich mit den Effekten von Methocarbamol bei akuten Rückenschmerzen befassen, haben erhebliche methodische Mängel. Darum wird die Substanz als „wenig geeignet“ bewertet.“ Egal, mir hilft es; auch wenn ich zugeben muss, dass mir Ortoton damals mehr zugesagt hat, weil sich die Wirkung deutlich schneller und nachhaltiger eingestellt hat.
3 Tipps zur Einnahme von Schmerzmitteln
Bei der Einnahme von Schmerzmitteln gibt es einiges zu beachten:
- Magenschutz nicht vergessen! Gute Ärzte verschreiben dir mit den Schmerzmitteln auch gleich den passenden „Magenschutz“, z. B. Pantoprazol. Wenn nicht, frag aktiv danach.
- Viel trinken! Damit dein Schmerzmittel schnell an sein Ziel kommt und wirken kann, ist es wichtig, viel zu trinken, am besten stilles Wasser. Empfohlen werden etwa 200 ml (= ein Glas) bei Zimmertemperatur.
- Regelmäßig einnehmen! Achte bei deiner Schmerzmittelbehandlung auf eine regelmäßige Einnahme deiner Medikamente und halte dich, auch wenn es langweilig klingt, an den Beipackzettel bzw. die Empfehlungen deines Arztes.
Mit Schmerzmitteln allein ist es (leider) nicht getan. Hier findest du weitere Rückenschmerzen Tipps bzw. verschiedene Artikel zur konservativen Therapie von Bandscheibenvorfällen.
Allgemeine Hinweise
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Ganz lieben Dank!
Diclofenac, Ibu, Ortoton, Kortison…. Alles hat bei mir bis jetzt wenig gebracht sodass ich heute verzweifelt in der Notaufnahme landete.
Ab morgen nehme ich dann Tilidin für zwei bis drei Wochen in Kombination mit Novalgin. Gegen meine Taubheit im Fuß und Bein zusätzlich noch Dexamethason.
Vom Arzt habe ich außerdem die PRT verschrieben bekommen.
So komme ich hoffentlich um die OP rum.
Wohlfühlen tue ich mich trotzdem nicht, mit 24 schon so viele Medikamente einzuwerfen :/
Hallo Sabine,
ich kann verstehen, dass du dich mit dieser Situation und den vielen Medikamenten nicht wohlfühlst, vor allem in so jungen Jahren! Ich war damals Anfang 31 und völlig überfordert. Wichtig ist, dass die Ärzte dich gut „einstellen“, und die Medikamente so kombinieren, dass sie dir auch wirklich Linderung verschaffen.
Ich hoffe sehr, dass dir zunächst das Tilidin und dann vor allem die PRT hilft, die Schmerzen – im wahrsten Sinne des Wortes – an der Wurzel zu packen, damit dir eine OP erspart bleibt!
Gute Besserung und starke Nerven wünscht dir
Anja von Bandscheibenkleister
In der Ruprik Methocarbamol wird erwähnt, dass Sie erst Ortoton dann Methocarbamol einnahmen.
ORTOTON IST DASSELBE WIE METHOCARBAMOL…
Ich an Ihrer Stelle wäre mit solch unqualifizierten Aussagen zu Medikamententhemen vorsichtiger!!! Nicht Hilfreich so undurchdachte Postd
Hallo Ro,
vielen Dank für deine Anmerkung. Ich verstehe, dass Themen rund um Medikamente mit Vorsicht zu behandeln sind, daher kann hier von undurchdachten Posts absolut keine Rede sein! Wenn du beide Produkte googelst, findest du bei Ortoton eine andere Verpackung als bei Methocarbamol, so wie sie auch bei mir zuhause liegen; deshalb hatte ich das so beschrieben. Der Wirkstoff (Methocarbamol) ist identisch, Ortoton ist lediglich einer der Markennamen für Methocarbamol. Der Unterschied liegt also ausschließlich in der Marke oder der Verpackung, aber nicht in der Wirksamkeit oder der chemischen Zusammensetzung des Medikaments selbst. Ich hoffe, das klärt eventuelle Missverständnisse auf.
Viele Grüße
Anja von Bandscheibenkleister
👍 so sehe ich das auch..,
Frage: wie hast du das Methocarbamol vertragen?
Habe akut Bandscheibenvorfall und seit Wochen heftige Schmerzen bid hin zur Wade…
Herkömmliche Schmerzmittel und Kortison Spritzen halfen gleich Null
Nun Buprenorphin Pflaster. Hilft auch nicht wirklich viel.
Jetzt soll ich zusätzlich Ortoton nehmen. Die Nebenwirkungen sind ja auch nicht harmlos.
Daher die Frage
LG Ro
Hallo Ro,
ich hab das Methocarbamol extrem gut vertragen. Keinerlei Nebenwirkungen – außer Müdigkeit. Deshalb hab ich sie tagsüber manchmal sogar weggelassen und nur auf die Nacht genommen. Hilft wenigstens ein bisschen, um bei diesen elenden Schmerzen halbwegs schlafen zu können.
Gute und vor allem schnelle (!) Besserung wünscht dir
Anja von Bandscheibenkleister
Es wäre angebracht, den Artikel entsprechend zu ändern. Du schreibst, Ortoton habe dir besser geholfen – wie denn das, beim identischen Wirkstoff?
Hallo Mazzy,
vielen Dank für deine Anmerkung. Ich verstehe, dass das seltsam klingt – aber die Wirksamkeit und die Verträglichkeit von Medikamenten können aufgrund individueller Körperreaktionen subjektiv unterschiedlich wahrgenommen werden, selbst bei identischer Wirkstoffdosierung.
Auch wenn beide Präparate 750 mg Methocarbamol enthalten, können Unterschiede in den enthaltenen Hilfsstoffen die Aufnahme und Freisetzung des Wirkstoffs im Körper beeinflussen, was die Effektivität und Nebenwirkungen verändern kann. Auch die Bioverfügbarkeit eines Medikaments – wie effektiv und schnell der Körper den Wirkstoff nutzen kann – ist ein Schlüsselfaktor, der bei identischer Dosierung unterschiedliche Wirkungen erklären kann. Es gibt also viele Faktoren, die zu dieser subjektiven Wahrnehmung beitragen können, möglicherweise sogar psychologische Effekte (Placebo) …
Viele Grüße
Anja von Bandscheibenkleister