
Tilidin ist ein Medikament, das zur Behandlung von starken Schmerzen eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der Opioide und wirkt auf das zentrale Nervensystem. Bei Rückenschmerzen oder einem Bandscheibenvorfall hilft Tilidin in der Regel recht gut, denn es bindet sich an spezifische Rezeptoren im Gehirn und im Rückenmark, sog. Opioidrezeptoren. Durch die Bindung an diese Rezeptoren blockiert Tilidin die Übertragung von Schmerzsignalen. Das bedeutet, dass die Schmerzsignale nicht oder nur stark abgeschwächt zum Gehirn gelangen. Dadurch wird die Schmerzwahrnehmung reduziert.
Nun ja, leider ist das nicht immer der Fall. Ich habe sowohl bei meinem ersten Bandscheibenvorfall als auch jetzt beim zweiten mehrere Monate Tilidin-Behandlung hinter mir. Und es gibt Tage, an denen es partout nicht so wirkt, wie es soll. Der Schmerz ist einfach zu stark – und häufig hat man das Gefühl, nichts und niemand kommt mehr dagegen an. Dieser Artikel soll dir zeigen, dass du nicht hoffnungslos verloren bist …
Was du über Tilidin wissen musst
Fassen wir zunächst noch einmal zusammen, was du wissen musst:
- Tilidin ist ein starkes Schmerzmittel, das zur Linderung von starken Schmerzen eingesetzt wird. Es gehört zur Gruppe der Opioide und wirkt auf das zentrale Nervensystem.
- Tilidin bindet sich an Opioidrezeptoren im Gehirn und Rückenmark. Durch die Bindung an diese Rezeptoren blockiert Tilidin die Übertragung von Schmerzsignalen. Dadurch wird die Schmerzwahrnehmung reduziert und der Schmerz gelindert.
- Tilidin hat eine analgetische (schmerzlindernde) und sedierende Wirkung. Es wirkt beruhigend und kann bei starken Schmerzen dazu beitragen, dass der Patient sich entspannt und besser mit den Beschwerden umgehen kann.
- Es kann zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel, Schläfrigkeit und Verstopfung führen. Bei mir führt es immer zu regelrechten „Kreaktivitäts-Flashs“.
- Tilidin ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und sollte nicht ohne ärztliche Anweisung verwendet werden – zum einen, um die bestmögliche Wirksamkeit und Verträglichkeit sicherzustellen, zum anderen, weil es das Potenzial für Abhängigkeit und Missbrauch birgt.
- Tilidin wird oft in Kombination mit dem Wirkstoff Naloxon verabreicht, um mögliche Missbrauchsrisiken zu verringern.
Mein Bandscheibenkleister Tipp
Unterschätze nicht das Potenzial für eine Abhängigkeit!
Bei meinem ersten Bandscheibenvorfall gab es Tilidin noch in Tropfenform, und ich habe es über drei Monate mehrfach täglich eingenommen. Danach hatte ich drei Tage lang schwerste Entzugserscheinungen. So wie man sich das vorstellt: kalter Schweiß, Zittern, eine penetrante innere Unruhe, erhöhter Puls und Blutdruck, Schlaflosigkeit und vor allem ein ununterbrochener Gedanke an „die nächste Dosis“ (die es aber nicht gab). Wäre ich in dieser Phase psychisch labil gewesen, wäre ich vermutlich „darauf hängen“ geblieben. Gefährlich.
Tilidin hilft nicht? Was du tun kannst …
Es gibt viele verschiedene Ursachen für Rückenschmerzen und entsprechend viele Behandlungsoptionen. Tilidin kann eine Option sein, wenn andere Schmerzmittel (z. B. Ibuprofen 600 mg) nicht ausreichend wirksam sind. Was aber, wenn selbst Tilidin nicht wirkt?
Schritt 1: Doc, wir müssen reden!
Sprich mit deinem Arzt. Berichte über deine Erfahrungen mit Tilidin und die unzureichende Schmerzlinderung. Der Arzt kann andere Behandlungsoptionen in Betracht ziehen und gegebenenfalls die Dosierung von Tilidin anpassen.
Wusstest du?
Tilidin ist in verschiedenen Dosierungsformen und Konzentrationen erhältlich. Im Allgemeinen werden die Stärken von Tilidin in Milligramm (mg) angegeben. Die gebräuchlichen Stärken von Tilidin sind:
- Tilidin/Naloxon 50/4 mg: Dies ist eine häufig verwendete Stärke, bei der Tilidin mit Naloxon, einem Zusatzstoff zur Verringerung des Missbrauchspotenzials, kombiniert wird. Es enthält 50 mg Tilidin und 4 mg Naloxon pro Tablette oder Kapsel. Dieses Mittel nehme ich – in Kombination mit anderen Präparaten (siehe Schmerzmittel bei Bandscheibenvorfall). Damit bin ich diesmal gut „eingestellt“. Ich hatte für „Hochphasen“ meines Rückenleidens auch schon Tilidin/Naloxon 100/8 mg, aber ganz ehrlich: Das haut dich weg; zumindest hab ich das so empfunden. Bei 100 mg hatte ich das Gefühl, mein Kopf ist in einen geschlossenen Behälter mit Watte gepackt, die Wirkung im Kopf war stärker als die im Rücken, denn die Schmerzen waren immer noch da; weitaus geringer und gedämpfter, aber durchaus spürbar.
- Tilidin/Naloxon 100/8 mg: Diese Stärke enthält 100 mg Tilidin und 8 mg Naloxon pro Tablette oder Kapsel.
- Tilidin 50 mg: In einigen Fällen kann auch reines Tilidin ohne den Zusatz von Naloxon verschrieben werden. In dieser Stärke enthält jede Tablette oder Kapsel 50 mg Tilidin.
Schritt 2: Ablenken!
In dem Moment, wo du dich dem Schmerz hingibst, hast du verloren. Such dir eine Beschäftigung! Mach etwas, das dir Spaß oder Freude bereitet. Oder beweg dich! Mir hat Nordic Walking immer geholfen. Aber es gibt noch mehr, was du tun kannst: Sport bei Bandscheibenvorfall – probiere einfach aus, was dir guttut.
Igele dich trotz deiner Schmerzen auch nicht zuhause ein. Geh raus, triff dich mit Freunden. Das tut nicht nur deinem Körper, sondern vor allem deiner Psyche gut.
Schritt 3: Therapie-Potpourri
Probiere dich durch das gesamte Potpourri an konservativen Behandlungsmöglichkeiten. Nachfolgend habe ich dir meine Top-Maßnahmen zusammengestellt.
- Schmerzinfusionen (ein Traum!)
- CT-gesteuerte Schmerztherapie
- Osteopathie
- Physiotherapie
- Neuraltherapie
- Hilfsmittel für zuhause, z. B. TENS-Gerät, Rückenbandage, Bandscheibenwürfel
Tilidin hilft nicht – gibt es stärkere Schmerzmittel?
Ja, es gibt stärkere Schmerzmittel als Tilidin, die bei starken Rückenschmerzen oder einem Bandscheibenvorfall eingesetzt werden können. Diese stärkeren Schmerzmittel gehören in der Regel zur Gruppe der Opioidanalgetika und werden oft als „starke Opioide“ bezeichnet. Einige Beispiele für diese Medikamente sind:
- Morphin: Morphin ist eines der bekanntesten und am häufigsten verwendeten starken Opioide. Es wird zur Behandlung von starken Schmerzen eingesetzt und kann auch bei Rückenschmerzen oder einem Bandscheibenvorfall angewendet werden. Ob ein Arzt dir das verschreibt, ist fraglich. Mir hat es bisher keiner angeboten, egal, wie stark ich mich vor Schmerzen gewunden habe.
- Oxycodon: Oxycodon ist ein starkes Opioid, das zur Behandlung von moderaten bis starken Schmerzen eingesetzt wird. Es kann auch bei chronischen Rückenschmerzen oder einem Bandscheibenvorfall verschrieben werden.
- Fentanyl: Fentanyl ist ein sehr starkes Opioid, das häufig bei starken und chronischen Schmerzen eingesetzt wird. Es wird in verschiedenen Formen verabreicht, einschließlich Pflaster, Tabletten und intravenöser Infusion.
Diese stärkeren Schmerzmittel kommen normalerweise nur in Fällen zum Einsatz, in denen Schmerzmittel wie Tilidin nicht ausreichend wirksam sind. Von daher bist du (leider) von deinem Arzt abhängig und er/sie wird nach individuellem Ermessen entscheiden, welche die beste Vorgehensweise bei unzureichender Schmerzlinderung durch Tilidin bei deinem Bandscheibenvorfall ist.
Und ansonsten hilft leider, leider nur eins, das weiß ich aus sehr, sehr leidvoller Erfahrung: Geduld.
Exkurs: Entzugserscheinungen bei Tilidin
Typische Entzugserscheinungen bei Tilidin und anderen Opioiden können auftreten, wenn die Einnahme des Medikaments abrupt beendet oder die Dosierung stark reduziert wird. Mein damaliger Arzt hielt nicht sonderlich viel von einem sanften Entwöhnungsplan, und so hatte ich drei wenig wundervolle Tage voller unangenehmer Entzugserscheinungen.
Typische Entzugserscheinungen von Opioiden können körperlicher und psychischer Natur sein.
Körperliche Symptome:
- Muskelschmerzen und Gliederschmerzen
- Magen-Darm-Beschwerden wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall oder Verstopfung
- Schwitzen und kalter Schweiß
- Ruhelosigkeit und Zittern
- Erhöhter Puls und Blutdruck
- Pupillenerweiterung
Psychische Symptome:
- Angstgefühle und innere Unruhe
- Reizbarkeit und Stimmungsschwankungen
- Schlafstörungen wie Schlaflosigkeit oder verstärkte Träume
- Depression oder gedrückte Stimmung
- Konzentrationsprobleme und mentale Trägheit
Die Schwere und Dauer der Entzugssymptome hängt von verschiedenen Faktoren ab, z. B. der individuellen Empfindlichkeit, der Dauer der Einnahme von Tilidin, der Dosierung und der Art der Entwöhnung. Ein kontrollierter Entzug unter ärztlicher Aufsicht kann helfen, die Entzugssymptome zu mildern und den Übergang zu erleichtern.
Wenn du mehr über Tilidin wissen möchtest, schau gern bei Wikipedia nach.
Allgemeine Hinweise
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Nehme Tilidin50 mg 2x täglich,doch wegen der Depression auch Mirtazapin 15mg und Pregabalin.
Bin sehr müde und frage .Ich ob Tilidin50 mg u Mirtazapin 15mg sich überhaupt vertragen?
Gruß Monika
Liebe Monika,
da ich leider keine Ärztin bin (manchmal wäre ich es gern :-)), kann ich deine Frage leider nicht beantworten. Alle drei Medikamente können sedierende Nebenwirkungen haben. Normalerweise sollte derjenige/diejenige, der/die dir das Tilidin verschrieben hat, wissen, ob es sich mit den anderen Medikamenten verträgt. Wenn du dir nicht sicher bist, frag einfach noch einmal nach. Nur medizinisches Fachpersonal kann sicher beurteilen, ob diese Kombination von Medikamenten für dich geeignet ist und ob eventuell die Dosierung angepasst werden muss. Vielleicht reicht es ja auch, die Einnahmezeiten zu optimieren?
Ich drücke dir die Daumen, dass du bald von allen Medikamenten loskommst und dein Leben wieder schmerz- und beschwerdefrei genießen kannst.
Alles Liebe
Anja von Bandscheibenkleister
Hallo, ich bin 25 Jahre alt und hatte im September 2020 einen schweren Motorradunfall. Aufgrund des Ausriss der Nerven aus dem Rückenmark habe ich häufig sehr starke Schmerzen. Es ist jedoch kein Vergleich mehr zu 2020.
Tilidin ist das einzige, was da bisher einigermaßen helfen konnte.
Viele Deiner beschriebenen Probleme und Entzugserscheinungen kenne ich nur zu gut. Aktuell möchte ich nach ca. 1,5 Jahren täglich hoher Einnahme von Tilidin wegkommen. Statt täglich zwischen 3x 100/8 mg + 1x 50mg und 5x 100/8 mg schaffe ich es durch starken Willen mit alle 24-28 h mit 1x mg. Phantom/Nervenschmerzen muss ich dann aushalten. Durch viele Ops an den Nerven werden einige Muskeln wieder etwas innerviert. Mein Neurologe hat mir empfohlen, dass ich weiterhin Tilidin einnehmen soll. Dies tue ich allerdings seit eher ohne Magenschutz. Das ist auch noch mal ein guter Hinweis. Danke sehr. Ich hoffe jedoch, dass ich bald nichts mehr einnehmen muss beziehungsweise nur noch sehr selten (bedarfsweise).
Cannabis hilft nicht, Tapentadol (angeblich 4x so stark wie Tilidin?) hilft nicht. Gabspentin, Amitriptylin, Pregabalin alles in höheren Dosen ebenfalls nicht. Tramadol ebenfalls nicht wirklich. Dipidolor hat gut geholfen, als ich eine Schmerzpumpe am Herzen angeschlossen hatte. Allerdings habe ich es damals sehr ausgenutzt, da ich noch sehr neben der Spur war, aufgrund der Verabreichung verschiedenster Schmerzmedikamente im KH. Die eingebaute Sperre von 5 Minuten wurde immer sofort nach dem Ende von vorn begonnen. 1x drücken: schmerzen werden sehr leicht weniger. 2x drücken: schmerzen werden gut besser und ein höheres High entsteht, 3x pumpen: Schlaf/ohnmacht? Im Nachhinein betrachtet fast schon fahrlässig, so etwas Menschen zu überlassen, ohne dass viel darauf geachtet wird. Der durch mich gewünschte kalte Entzug noch im KH hat sich durch extreme Schmerzen gerecht. (2x Spritze mit Dippi in den Oberschenkel). Ich habe ca 20 von 30 Tagen die Schmerzpumpe gehabt.
Kurz zu mir: Ich war Polizist, durfte aufgrund der schlaffen Monoparese nicht mehr im Polizeidienst tätig sein (was in meinen Stufen am Schreibtisch ginge) und bin jetzt Verwaltungsbeamter. Seitdem ich vier Jahre alt bin, wollte ich Polizist werden.
Genug von mir. Danke für Deinen Beitrag für die Gesellschaft! 🙂
Alles Gute für deinen Bandscheibenvorfall, auf dass es Dein letzter war.
Schreibfehler bitte ich zu entschuldigen, da ich auf meinem Smartphone die Eingabe per wischen vorgenommen habe.
Beste Grüße
501
Hallo 501,
vielen Dank, dass du deine Geschichte geteilt hast – auch wenn es wirklich schwere Kost ist …
Dass neben den körperlichen und seelischen Herausforderungen auch noch dein beruflicher Traum an dieser Geschichte zerbrochen ist, macht natürlich doppelt traurig. Ich hoffe sehr und drücke dir alle verfügbaren Daumen, dass du von den starken Schmerzmitteln wegkommst, wieder (halbwegs) schmerzfrei wirst und dein Leben genießen kannst – auch wenn es nun anders verläuft als geplant. Mach das Beste daraus!
Von Herzen alles Gute
Anja von Bandscheibenkleister
Ich nehme Tilidin 50 alle 12 Stunden! Seitdem hab ich Appetit auf Süßes! Vorher nie gehabt ; Vorsicht; Gewichtszunahme! Egal; hilft aber!!!
Hallo Bärbel,
das ist ja interessant 🙂 Bei mir hat es genau das Gegenteil bewirkt und den (Heiß-)Hunger gebremst.
Vielleicht kommt es gar nicht erst zu einer Gewichtszunahme: (Chronische) Schmerzen sind ja nicht nur eine körperliche und emotionale Belastung, sondern sie aktivieren auch das Stresssystem des Körpers, was zu einem erhöhten Energiebedarf führen kann. Das könnte vielleicht erklären, warum du mehr Lust auf Süßes hast – vielleicht sucht dein Körper nach Möglichkeiten, die zusätzlich benötigte Energie zu kompensieren? Aber egal, es ist genau, wie du sagst: Hauptsache es hilft!
Ich hoffe, dass du die Medikamente bald absetzen und wieder schmerzfrei durchs Leben gehen kannst!
Gute Besserung wünscht dir
Anja von Bandscheibenkleister
Ich nehme tilidin 100/8 3 x täglich. Leider sind die Lendenwirbelsäulenschmerzen so stark, keine Linderung. Ich habe öfters meinen Schmerztherapeuten bescheid gegeben, leider antwortet er nicht und hört mir auch nicht zu. Ich hatte von meinem wirbelsäulenspezialisten oxycodon bekommen und mein Schmerztherapeut hat es in tilidin umgestellt. Ich könnte an die Decke gehen. Was kann ich nur gegen die schmerzen. Bin verzweifelt.