Neuraltherapie, eine wirkungsvolle Behandlungsmethode bei chronischen und akuten Beschwerden des Bewegungsapparates (Bild: Colin Behrens / Pixabay)

Die Neuraltherapie ist eine alternative medizinische Behandlungsmethode, die bei chronischen und akuten Beschwerden des Bewegungsapparates zum Einsatz kommt. Sie zielt darauf ab, Schmerzen und Entzündungen durch die Injektion von Lokalanästhetika (Betäubungsmittel) in bestimmte Nerven- oder Geweberegionen zu lindern. Diese Behandlungsmethode basiert auf der Annahme, dass Störungen im vegetativen Nervensystem Schmerzen und Entzündungen verursachen können, und sie versucht, diese Störungen zu korrigieren, indem sie die betroffenen Nerven oder Geweberegionen mit Injektion eines Lokalanästhetikums, meist Procain, behandelt. Mitunter wird ein entzündungshemmendes Präparat wie Cortison oder Traumeel beigemischt, das die Wirkung verstärken und verlängern soll. Die Anwendung der Neuraltherapie kann bei einer Vielzahl von Beschwerden wie Rückenschmerzen, Kopfschmerzen, Arthrose und anderen Schmerzzuständen hilfreich sein. In diesem Artikel werde ich mich aber, wie sollte es anders sein, auf die Anwendung der Neuraltherapie bei Rückenschmerzen konzentrieren.

Wann wir die Neuraltherapie eingesetzt und was bewirkt sie?

Die Neuraltherapie bei Rückenschmerzen kann bei verschiedenen orthopädischen Krankheitsbildern angewendet werden, einschließlich Muskelverspannungen, Bandscheibenvorfällen, Ischias-Schmerzen. Sie wird sowohl bei akuten Beschwerden als auch bei chronischen Schmerzzuständen eingesetzt, bei denen herkömmliche Schmerztherapien wie Schmerzmedikamente und Physiotherapie nicht ausreichend wirksam sind. Die Injektionen werden an bestimmten Stellen in der Nähe des betroffenen Bereichs platziert, um die Schmerzen zu lindern.

Es ist jedoch weit mehr als eine bloße Betäubung, sondern eine neuraltherapeutische Behandlung wirkt

  • entspannend
  • entzündungshemmend
  • durchblutungsfördernd und
  • Blockaden lösend

und setzt somit nachhaltig Heilungsprozesse in Gang, denn durch die Injektion von Lokalanästhetika wird die natürliche Selbstheilung wirksam unterstützt und zum Teil überhaupt erst ermöglicht. Die Lokalanästhetika blockieren vorübergehend die Nervenimpulse in der betroffenen Region und können dadurch Schmerzen und Entzündungen lindern.

Wie verläuft eine neuraltherapeutische Behandlung bei Rückenschmerzen?

Eine neuraltherapeutische Behandlung von akuten oder chronischen Rückenschmerzen findet in der Regel bei einem Orthopäden statt. Nach einem Vorgespräch sowie einer (meist kurzen) Untersuchung wirst du eingeladen, auf der örtlichen Liege in Bauchlage Platz zu nehmen. Zur Behandlung werden Injektionsspritzen mit sehr feinen Nadeln verwendet. Wer schon beim Anblick der Spritzen zum Angsthasen mutiert, schließt am besten die Augen; in Bauchlage kann man eh nicht so gut zuschauen. Aber keine Sorge, der Behandlungsschmerz ist wirklich gering, vor allem, wenn man ihn in Relation zu seinen akuten oder chronischen Rückenschmerzen sieht. Stück für Stück werden die Nadeln dann platziert. Die klassischen Injektionspunkte werden durch hochwirksame Triggerpunkte und klassische Akupunkturpunkte ergänzt. Zur Verstärkung der Wirksamkeit belässt man sie für ca. 20 Minuten am Injektionsort. Zeit zum Entspannen für dich.

Mein Bandscheibenkleister Tipp

Hetze nach der Behandlung nicht direkt zu deinem nächsten Termin, sondern plane dir eine kurze Ruhepause ein. Manchmal kann nach den kleinen Nadeln kurzzeitig ein Schwindelgefühl auftreten. Gönn deinem Körper ein bisschen Zeit, um das Medikament wirken zu lassen.

Wie viele Behandlungen brauche ich, um eine Schmerzlinderung zu spüren?

Je nach Symptomatik kann bereits eine einzige Behandlung zur Schmerzfreiheit führen. Das wird auch als „Sekundenphänomen“ bezeichnet. Leider ist mir diese Erfahrung bisher nicht vergönnt, selbst nicht bei akuten Beschwerden.

Meist sind daher 4-6 Behandlungen für einen anhaltenden Behandlungserfolg erforderlich. Bei akuten Beschwerden erfolgt die Behandlung in der Regel in kurzen Abständen (3-4 Tage), bei chronisch Erkrankungen beginnt man meist mit einem einwöchigen Behandlungszyklus, der später auf längere Intervalle ausgedehnt wird.

Die Neuraltherapie bringt jedoch keine Heilung für Schmerzen oder Entzündungen, sondern nur eine symptomatische Linderung. Um langfristige Schmerzlinderung zu erreichen, ist es wichtig, die zugrundeliegende Ursache der Schmerzen zu behandeln. Das gelingt meist mit einer Kombination aus Bewegungstherapie, Schmerzmedikamenten und anderen Therapien.

Hat die Neuraltherapie Nebenwirkungen?

Die Neuraltherapie ist eine sehr sichere Behandlungsmethode, die in der Regel gut verträglich ist. Mögliche Nebenwirkungen sind:

  • vorübergehende Schmerzen
  • Empfindlichkeit an der Injektionsstelle
  • allergische Reaktionen (selten!)

Ich habe schon oft in meinem Leben eine Neuraltherapie bekommen und muss sagen, dass ich bisher – abgesehen von einem leichten Schwindelgefühl danach – keinerlei Nebenwirkungen hatte und von daher sehr angetan von dieser Methode bin.

Was bedeutet Quaddelung?

Manchmal wird auch der Begriff Quaddelung verwendet. Quaddelung bzw. Quaddel-Behandlung ist eine Technik und beschreibt den Teil der Neuraltherapie, bei dem am Rücken mit einer Nadel leicht in die Haut gestochen und eine kleine Menge eines lokalanästhetischen Medikaments wie Procain injiziert wird. Das Medikament soll dazu beitragen, die Schmerzen zu reduzieren und die Muskulatur zu entspannen.

Die Injektion des Medikaments in die Haut kann eine lokale Reaktion verursachen, die als Quaddel bezeichnet wird. Diese Quaddel ist jedoch nicht das Ziel der Behandlung, sondern vielmehr ein Indikator dafür, dass das Medikament an der richtigen Stelle injiziert wurde.

Die Quaddelung kann bei verschiedenen Arten von Rückenschmerzen angewendet werden, beispielsweise bei akuten oder chronischen Schmerzen im Nacken-, Schulter- oder Lendenbereich. Sie kann auch bei anderen Schmerzsyndromen, wie zum Beispiel bei Kopfschmerzen oder Migräne, zum Einsatz kommen.

Gut zu wissen

Quaddeln bezeichnet eine Technik, bei der ein Medikament in die oberen Hautschichten gespritzt wird. Wenn es darum geht, in die tieferen Hautschichten zu gelangen, um beispielsweise bei einem Bandscheibenvorfall den betroffenen Nerv „anzusprechen“, so ist eine CT-gesteuerte Schmerztherapie das Mittel der Wahl.

Exkurs: Die Geschichte der Neuraltherapie

Die Neuraltherapie wurde in den 1920er Jahren von den deutschen Ärzten Ferdinand und Walter Huneke entwickelt. 1925 wurden sie durch einen Zufall auf das Medikament Procain aufmerksam, als sie ihrer an Migräne leidenden Schwester das Lokalanästhetikum spritzten – mit Erfolg, der Kopfschmerz verschwand. Sie fanden heraus, dass die Injektion von Procain in bestimmte Hautbereiche Schmerzen und Entzündungen lindern konnte, auch an Stellen, die nicht direkt mit der Injektionsstelle verbunden waren. Das führte zur Entdeckung der sog. „Segmenttheorie“ bzw. „Segmentkonzeptes“, wonach die Haut und die darunterliegenden Gewebe in bestimmte Segmente eingeteilt sind, die direkt mit bestimmten Organen und Körperregionen verbunden sind. Dieses Therapiekonzept bezeichneten sie als Neuraltherapie, heutzutage auch als „Neuraltherapie nach Huneke“ (mit den drei Ebenen lokale Therapie, Segmenttherapie und Störfeldtherapie) bekannt.

Die Techniken und Medikamente, die in der Neuraltherapie eingesetzt werden, haben sich im Laufe der Jahre weiterentwickelt, aber das Segmentkonzept und die Grundprinzipien der Behandlung sind im Wesentlichen unverändert geblieben: Die Neuraltherapie basiert auf der Idee, dass Schmerzen und Entzündungen durch Störungen des vegetativen Nervensystems verursacht werden. Das vegetative Nervensystem reguliert automatisch Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung, Verdauung und Hormonproduktion. Eine Störung in diesem System kann zu Schmerzen und Entzündungen führen. Die Neuraltherapie versucht, diese Störungen zu korrigieren, indem sie die betroffenen Nerven oder Geweberegionen mit einer Lokalanästhetikum-Injektion behandelt.

Mehr Informationen zum Thema Neuraltherapie findest du auf den Seiten der Internationalen medizinischen Gesellschaft für Neuraltherapie nach Huneke (IGNH).

Wusstest du, dass Akupunktur und Neuraltherapie zwie unterschiedliche Paar Schuhe sind, auch wenn sie dank der Behandlung mit Nadeln ähnlich klingen? Die Unterschiede findest du am Ende meines Artikels Akupunktur bei Rückenschmerzen – helfen dünne Nadeln?

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