Osteopathie kann bei Rückenschmerzen eine gute Ergänzung zu anderen Therapiemethoden sein (Bild: Karolina Grabowska / pexels.com)

Rückenschmerzen können verschiedene Ursachen haben: Bandscheibenvorfall, Muskelverspannungen, Fehlhaltung – um nur einige Beispiele zu nennen. Fast jeder Betroffene sucht, wenn er vom Schmerz geplagt wird, nach schnellen und effektiven Möglichkeiten zur Schmerzlinderung und Heilung. In den letzten Jahren hat Osteopathie immer mehr an Bedeutung gewonnen, und auch ich bin ein großer Verfechter davon. Ich hatte oft in meinem Leben das Gefühl, vor Schmerz auf allen Vieren zum Osteopathen kriechen zu müssen, und ich fand es extrem beeindruckend (und wirkungsvoll!), mit welchen Handgriffen ein Profi einen wieder aufrichtet. Doch was genau verbirgt sich dahinter und was macht ein Osteopath bei Rückenschmerzen​?

Was ist Osteopathie?

Osteopathie ist eine manuelle Therapiemethode, bei der der Körper als Einheit betrachtet wird. Der Osteopath sucht nach Bewegungseinschränkungen im Gewebe, insbesondere im Bindegewebe, in den Muskeln und in den Knochen. Diese Einschränkungen können zu Störungen im Körper führen, die sich in Form von Schmerzen oder Funktionsstörungen äußern. Im Rahmen einer osteopathischen Behandlung werden diese eingeschränkten Gewebebereiche gezielt behandelt, um die Beweglichkeit wiederherzustellen und die körperlichen Funktionen zu verbessern. Der Osteopath nutzt dabei sanfte Handgriffe und Bewegungstechniken, um den Körper bei der Selbstheilung zu unterstützen. Zugegeben, manche Handgriffe sind nicht wirklich sanft – gerade, wenn Wirbel wieder neu ausgerichtet oder Organe wieder an die richtige Stelle geschoben werden. Klingt ein wenig schräg, ja, aber es ist tatsächlich ein faszinierendes Handwerk.

In Deutschland gibt es derzeit keine einheitliche gesetzliche Regelung zur Ausbildung und Berufsausübung von Osteopathen. In der Regel dauert eine Ausbildung zum Osteopathen mindestens fünf Jahre und setzt eine vorherige medizinische oder paramedizinische Ausbildung voraus. Eine solche Ausbildung kann beispielsweise ein Studium der Humanmedizin, Physiotherapie, Ergotherapie oder Heilpraktik sein. Die Ausbildung zum Osteopathen umfasst theoretische und praktische Module, darunter Anatomie, Physiologie, Pathologie und manuelle Techniken. Wenn man sich anschaut, welche Verantwortung Osteopathen tragen, wenn sie ihre Korrekturen an einem Körper vornehmen, ist es – zumindest habe ich das immer so empfunden – beruhigend zu wissen, dass sie eine solch komplexe und vielseitige Ausbildung durchlaufen haben.

Mein Bandscheibenkleister Tipp

Ein Osteopath greift – im übertragenen Sinne – sehr stark in deinen Körper ein. Achte daher bei der Auswahl deines Osteopathen unbedingt auf dessen Qualifikation! Hilfreich können dabei anerkannte Verbände wie der Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) oder der Bund Deutscher Osteopathen (BDO) sein.
Weitere Tipps erhältst du am Ende dieses Artikels im Absatz „Wie erkenne ich einen guten Osteopathen?“

Wie kann Osteopathie bei Rückenschmerzen helfen?

Osteopathie kann bei Rückenschmerzen auf mehrere Arten wirken. Die Behandlung zielt darauf ab, die Beweglichkeit und Funktionsfähigkeit des Körpers zu verbessern, indem sie die Selbstheilungskräfte des Körpers stimuliert. Dabei werden insbesondere die Strukturen, die für die Mobilität des Körpers verantwortlich sind (Knochen, Muskeln, Gelenke, Faszien, Nerven und Organe), behandelt. Bei Rückenschmerzen wird der Osteopath beispielsweise Verspannungen oder Blockaden in der Wirbelsäule oder im Beckenbereich lösen, indem er manuelle Techniken wie sanfte Mobilisation, Manipulation oder Dehnung anwendet. Diese Techniken können dazu beitragen, die Durchblutung und den Stoffwechsel im betroffenen Bereich zu verbessern, was die Heilung fördert. Darüber hinaus kann Osteopathie auch dazu beitragen, dass der Körper wieder in ein Gleichgewicht zwischen Spannung und Entspannung kommt.

Was passiert bei einer osteopathischen Behandlung? Wie läuft diese ab?

Eine osteopathische Behandlung besteht in der Regel aus drei Phasen:

  1. Anamnese
  2. Untersuchung
  3. Behandlung

Bei der Anamnese werden zunächst die Beschwerden (Symptome) des Patienten erfragt sowie Informationen zu dessen Gesundheitsgeschichte und Lebensstil gesammelt. Dies ist wichtig, um ein umfassendes Verständnis für die Ursachen der Beschwerden zu bekommen.

Anschließend erfolgt eine körperliche Untersuchung, bei der der Osteopath gezielt nach Blockaden oder Einschränkungen im Körper sucht, indem er verschiedene Regionen des Körpers abtastet. Dabei konzentriert er sich allerdings nicht nur auf den Bereich, in dem du Schmerzen hast, sondern er betrachtet den Körper als Ganzes.

Auf Basis dieser Untersuchungsergebnisse entwickelt der Osteopath einen individuellen Behandlungsplan, der auf die Bedürfnisse und Beschwerden des Patienten abgestimmt ist. Die Behandlung selbst erfolgt dann durch manuelle Techniken, wie zum Beispiel Mobilisation oder „Manipulation“ von Gelenken, Faszien, Muskeln usw., bei denen der Osteopath mit seinen Händen gezielt auf verschiedene Gewebeschichten und Strukturen im Körper einwirkt, um Blockaden und Verspannungen zu lösen. Je nach Beschwerden kann die osteopathische Behandlung zwischen 30 und 60 Minuten dauern. Meist sind mehrere Sitzungen (2-4) erforderlich, bis die Beschwerden nachhaltig abgeklungen sind.

Nach der Behandlung kann es möglicherweise zu einem leichten Muskelkater oder zunächst einer gefühlten Verschlechterung des Zustands bzw. der Beschwerden kommen. Das klingt aber in der Regel schnell wieder ab.

Wer es sanfter mag, dem lege ich eine Craniosacral Therapie ans Herz.

Hilft Osteopathie auch bei Bandscheibenvorfällen?

Die osteopathische Behandlung kann sowohl bei akuten Schmerzen als auch bei chronischen Beschwerden sowie bei Bandscheibenvorfällen eingesetzt werden. Dabei geht es um eine ganzheitliche Betrachtung des Körpers, bei der Beschwerden gelindert werden und die Regeneration des Körpers unterstützt werden sollen.

Ich habe bei beiden Bandscheibenvorfällen osteopathische Behandlungen in Anspruch genommen, und für mich ist es immer wieder erstaunlich, in welchen Körperregionen ein Osteopath Blockaden oder Fehlstellungen ausmachen kann. Bei mir wurde unter anderem meine Wirbelsäule von „Die steht wie eine Kerze“ in eine Doppel-s-Form gebracht (nicht sehr angenehm), Wirbelblockaden sowie Blockaden im Kiefergelenk und in den Fußgelenken aufgelöst, Organe zurechtgerückt und Beckenschiefstand korrigiert. Abenteuerlich.

Mein Bandscheibenkleister Tipp

Ziehe bei einem akuten Bandscheibenvorfall zunächst eine ärztliche Behandlung (Orthopädie) und Schmerztherapie vor und „warte“, bis du wieder halbwegs das Gefühl hast, Herr bzw. Frau deines eigenen Körpers zu sein. Eine osteopathische Behandlung kann dann in Absprache mit dem behandelnden Arzt erfolgen, da sie in einigen Fällen auch kontraindiziert sein, zum Beispiel bei bestimmten Erkrankungen oder während der Schwangerschaft.

Wie finde ich einen guten Osteopathen?

Der Beruf des Osteopathen ist in Deutschland nicht gesetzlich geschützt, aber es gibt einige Regelungen und Verbände, die bestimmte Standards und Qualifikationen für Osteopathen festlegen, und einige Anhaltspunkte, die dir helfen können, einen seriösen und qualifizierten Osteopathen zu finden:

  • Ausbildung und Zertifizierung: Ein qualifizierter Osteopath hat eine umfassende Ausbildung durchlaufen und kann eine Zertifizierung von einer akkreditierten Institution vorweisen.
  • Erfahrung: Such dir einen Osteopathen, der über mehrere Jahre praktische Erfahrung verfügt.
  • Empfehlungen: Frag Freunde, Familie oder medizinisches Fachpersonal nach Empfehlungen für einen qualifizierten Osteopathen.

Weitere Informationen findest du beim Verband der Osteopathen Deutschland (VOD) oder dem Bund Deutscher Osteopathen (BDO).

Wie viel kostet eine osteopathische Behandlung?

Die Kosten für eine osteopathische Behandlung können je nach Land, Region, Praxis, Behandlungsdauer und Osteopath variieren. In Deutschland liegen die Kosten für eine osteopathische Behandlung in der Regel zwischen 60 und 120 Euro pro Sitzung. Eine Sitzung dauert in der Regel zwischen 30 und 60 Minuten. Die gesetzlichen Krankenkassen erstatten (leider) nur einen Teil der Kosten, ebenso wie einige private Krankenversicherungen und Zusatzversicherungen. Falls du eine gute (!) Zusatzversicherung kennst, die Osteopathie abdeckt, lass es mich gern wissen.

Konkretes Beispiel:

  • Ich bin gesetzlich versichert. Die Techniker Krankenkasse (TK) bezuschusst – Stand 2023 – maximal drei osteopathische Behandlungen (Sitzungen) pro Kalenderjahr. Pro Sitzung gibt es 40 Euro, aber nicht mehr als die tatsächlich entstandenen Kosten.
  • Eine Sitzung bei meinem Osteopathen kostet mich mittlerweile stolze 110 Euro.
  • Das heißt: Für drei Sitzungen bekomme ich jeweils 40 Euro erstattet (= 120 Euro), die restlichen 70 Euro pro Sitzung zahle ich aus eigener Tasche (= 210 Euro).
  • Habe ich mehr als drei Sitzungen im Kalenderjahr, zahle ich diese komplett (= 110 Euro mal x).

Ein Schnäppchen ist die Osteopathie also nicht. Trotzdem ist es mir das Geld wert, auch wenn ich für die gleiche Summe beim Friseur „Färben, Waschen, Schneiden und Föhnen“ bekomme. Aber gut, so darf man nicht rechnen, schließlich geht es um die eigene Gesundheit!

Fazit: In der Regel ist die osteopathische Therapie eine sanfte und schonende Methode, die ohne Medikamente und chirurgische Eingriffe auskommt. Sie eignet sich daher besonders für Patienten, die keine schwerwiegenden Erkrankungen haben und bei denen keine operative Behandlung erforderlich ist. Bei Rückenschmerzen kann Osteopathie eine gute Ergänzung zu anderen Therapiemethoden wie Physiotherapie oder der Neuraltherapie sein.

Bandscheibenkleister Info

Es gibt eine Vielzahl manueller Therapieformen. Hier sind einige der bekanntesten und am häufigsten angewandten Techniken:

  • Manuelle Therapie (MT): Spezielle Handgrifftechniken, die von Physiotherapeuten angewandt werden, um Schmerzen zu lindern und Bewegungseinschränkungen zu verbessern.
  • Myoreflextherapie: Therapieform, bei der mit Hilfe von Druckpunkttechniken auf bestimmte Muskelsehnenübergänge eingewirkt wird, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen und Schmerzen zu lindern. Mehr Informationen zum Thema Myoreflextherapie
  • Chiropraktik: Konzentriert sich hauptsächlich auf die Diagnose und Behandlung von Erkrankungen des Bewegungsapparats, insbesondere der Wirbelsäule, durch manuelle Justierung oder Manipulation der Wirbel.
  • Craniosacral Therapie: Eine sanfte, nicht-invasive manuelle Technik, die den rhythmischen Fluss der Gehirn- und Rückenmarksflüssigkeit im zentralen Nervensystem beeinflusst. Mehr Informationen zum Thema Craniosacral Therapie
  • Shiatsu: Eine therapeutische Form der japanischen Körpermassage, die auf Akupressurpunkte abzielt und mit Fingerdruck ausgeführt wird.
  • Reflexzonenmassage: Druck auf bestimmte Punkte an Füßen, Händen oder Ohren, die mit verschiedenen Organen und Körperteilen in Verbindung stehen sollen.
  • Lymphdrainage: Eine sanfte Massageform, die die natürliche Entgiftung des Körpers durch Anregung des Lymphflusses fördern soll.

Allgemeine Hinweise

Gender-Hinweis: Aus Gründen der besseren Lesbarkeit der Inhalte verzichte ich auf die gleichzeitige Verwendung der Sprachformen männlich, weiblich und divers (m/w/d). Ich möchte darauf hinweisen, dass alle Formulierungen grundsätzlich für alle Geschlechter gelten und keine Wertung meinerseits enthalten.

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